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Gehrer: Wissenschaft und Forschung wird "Chefsache"  
  Wissenschaft und Forschung sollen in Österreich zur Chefsache werden. Die von der Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) vorgestellte "Dachorganisation für Wissenschaft, Forschung und Technologie" (DFTI) wird zwar außerhalb der Bundesverwaltung stehen. Sie soll aber im Bundeskanzleramt angesiedelt sein, und der Bundeskanzler den Vorsitz im Aufsichtsrat haben. Nach dem neuen Konzept soll die Unabhängigkeit von Wissenschaftsfonds (FWF) und Forschungsförderungsfonds (FFF) bewahrt bleiben - Unklarheit besteht noch über das Mitspracherecht der DFTI bei den einzelnen Fördereinrichtungen.  
Mehr Synergien, erste Kritik
Damit sollen Wissenschaft und Forschung aus der - in den vergangenen Jahren üblichen - politischen Diskussion um Ressortzuständigkeiten herausgenommen werden, meinte Gehrer (ÖVP) am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Sie erwarte sich von der DFTI zudem mehr Synergien zwischen den Fördereinrichtungen.

Erste Kritik an dem Konzept kam von SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl. Sie verwies in einer Aussendung darauf, "dass die Frauenförderung darin keine Erwähnung findet" und zeigte sich auch verwundert über anderslautende Vorschläge Gehrers "noch vor zwei Wochen".
Nationalen Forschungsplan "ernst genommen"
Die Ministerin betonte, die Empfehlungen des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) im "Nationalen Forschungsplan" hinsichtlich Bereinigung der Zuständigkeiten, Trennung von strategischer und operativer Ebene und Vereinfachung der Förderstrukturen ernst genommen zu haben.
Mehr Übersicht über Förderungseinrichtungen
In Österreich gebe es zahlreiche Fonds und Förderungseinrichtungen und über 50 verschiedene projekt- und personenbezogene Fördermöglichkeiten - "es ist toll, was wir alles haben, wir sollten aber eine Übersicht darüber haben", sagte Gehrer.

Es sei notwendig, gemeinsame Zielsetzungen zu verfolgen, die Effizienz des Verwaltungsbereichs zu steigern und jährlich in einer Wissensbilanz den Zuwachs an Wissen, der durch die Förderungen erreicht wurde, transparent zu machen.
->   Details zum "Nationalen Forschungsplan" (13.12.02)
Neues Konzept eine "Diskussionsgrundlage" ...
Aus diesem Grund habe sie Siemens Österreich-Chef Albert Hochleitner und Böhler-Uddeholm-Chef Claus Raidl mit der Erarbeitung eines Konzepts beauftragt. Der nun vorliegende Vorschlag sei eine Diskussionsgrundlage, über die ähnlich wie bei der Uni-Reform nun breit mit den Betroffenen gesprochen werden soll.
... Realisierung noch heuer angestrebt
Den RFT hat Gehrer beauftragt, eine Expertengruppe einzusetzen, die einen Umsetzungsplan für die Dachorganisation erarbeiten soll. Die Ministerin will die Dachorganisation jedenfalls in einem Regierungsplan verankern und "möglichst rasch", auf jeden Fall noch heuer, realisieren.
...
Mögliche Aufgaben der Dachgesellschaft
Die DFTI soll die Aktivitäten der verschiedenen Fördereinrichtungen, etwa des Forschungsförderungsfonds, koordinieren und dabei auch - je nach Institution - unterschiedliche Mitspracherechte, etwa durch Übernahme der Eigentümerfunktion oder personelle Verschränkung auf der Leitungsebene, haben. In der Dachorganisation sollen Strategie, Mittelvergabe und Controlling vereint sein, ihr obliegt die zentrale Planung, Beschaffung, Verwaltung und Zuweisung aller Forschungsmittel des Bundes.

Dem Aufsichtsrat sollen neben dem Kanzler die zuständigen Minister, der Finanzminister und Vertreter des RFT, der Wirtschaft und Unis angehören. Der RFT soll zudem als strategischer Beirat fungieren. Die Geschäftsführung der Dachorganisation, die als GesmbH, Stiftung, Plattform, etc. organisiert sein könne, besteht aus zwei Geschäftsführern.
->   Bildungsministerium
...
Aufgaben: Umsetzung der Ziele des Forschungsrats ...
Als Aufgabe der Dachorganisation nannte Albert Hochleitner die Umsetzung der vom Forschungsrat vorgegebenen Strategien. Er wisse, dass der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und der Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) nicht streng einer gemeinsamen Strategie folgen können.
... auch hinsichtlich der Grundlagenforschung
"Es ist aber sicher kein Fehler, wenn sich auch die Grundlagenforschung an Strategien orientiert, die der Rat für das Land vorgibt", sagte Hochleitner. Auch Gehrer betonte, dass Institutionen, "die glauben, völlig autonom zu sein und nicht auf europäische Entwicklungen oder nationale Ziele Rücksicht nehmen zu müssen, auch völlig autonom das Geld suchen sollten".
Eigenständigkeit von FWF und FFF bewahrt
Hochleitner erwartet sich zudem von der Dachorganisation, dass Synergien etwa bei der Evaluierung und beim Controlling genutzt werden. Dies sei auch Ansatz der Kritik des Rechnungshofs, der derzeit die beiden Fonds überprüft und - laut Gehrer - eine Zusammenführung fordern wird. Im Konzept Hochleitners und Raidls wird jedoch an der Eigenständigkeit der beiden Fonds festgehalten.
Top-Down-Konzept
Für Claus Raidl ist es entscheidend, dass mit der vorgeschlagenen Organisation der Forschungsrat in dem Gremium sitze, in dem auch das Geld verteilt werde. Damit sei es möglich, dass Empfehlungen des Rates Top-Down in die Forschungslandschaft hineinkommen.
Unklarheit über Mitspracherecht der DFTI
Unklar ist noch, wie stark das Mitspracherecht der Dachorganisation für Forschung, Technologie und Innovation (DFTI) bei den einzelnen Fördereinrichtungen sein wird. Dies sei in den nun bevorstehenden Diskussionen über den Vorschlag zu klären.

Raidl hob aber den Vorteil der Bündelung der verschiedenen Institutionen unter der Dachorganisation hervor, die "sagen wird, was, wo, wie zu machen ist". Und auch Forschungsrats-Chef Knut Consemüller meinte, dass ihm eine Koordinierungsfunktion der DFTI zu schwach vorkomme und plädierte für eine Konstruktion als Gesellschaft.
Als Stiftung geplant
Geplant ist die Einrichtung einer DFTI-Stiftung, die aus Bundesmitteln, Erlösen der Nationalbank bzw. aus Privatisierungen sowie Eigenmittel einzelner Förderinstitutionen gespeist werden soll. Derzeit würden nach Angaben Hochleitners rund 300 Mio. Euro über die Dachorganisation abgewickelt, das sind rund ein Drittel der gesamten Forschungsmittel des Bundes.

Der Rest sei die Basisfinanzierung für die Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie die Akademie der Wissenschaften. Die 300 Mio. Euro seien die Summe aus der heutigen Dotierung der beiden Fonds sowie rund 100 Mio. Euro aus den Forschungssondermittel der Bundesregierung.
->   FWF
->   FFF
->   RFT
->   Mehr über Forschungsförderung in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
  ju1234 | 31.01, 11:37

Ohne jetzt über den Sinn oder Unsinn dieser "Reform" nachzudenken, die Meldung von der Kuntzl ist ja wieder mal typisch für die Opposition. Als erstes wird mal "Nein" gesagt, ohne irgendein Argument dagegen zu haben bzw. ein Argument, dass man jederzeit nehmen kann.
 
 
  technologieexperte | 31.01, 08:34
Augeglichen?
Bedenklich finde ich die Zusammensetzung dieser Expertenrunde. 2 sehr ÖVP-nahe Großindustrielle und eine Ministerin, die aus der Pädagogik kommt decken wohl nur einen kleinen Teil der Meinungen ab. Ich fürchte, was da rauskommt ist vor allem Machtvermehrung für ÖVP und Industriellenvereinigung! Um den Dschungel geht es nicht (ich lese kein Wort über ausmisten der 50 Förderprogramme), nein die 2 größten Fördertöpfe, die an und für sich derartig klar voneinander abgegrenzt sind, dass es auch ein Volksschullehrerin verstehen müsste, sollen zusammengeführt werden und eine Geschäftsführung bekommen, die der Bundeskanzler bestimmen darf.
Synergien in der EDV und beim Controlling? Mit dem Argument kann ich alle Betriebe zusammenlegen, weil das hat wohl jeder Betrieb! Alles nur vorgeschobenen Argumente!
 
 
  timeboy1779 | 31.01, 08:31
Totengräber
Nun haben wir das Problem: Eine Lehrerin, die von nichts Ahnung hat, bestimmt, wie es mit der Forschung weitergehen soll. Und die Einflüsterer kennen wir auch schon, das sind die Herren, die den Rahm (=Geld) abschöpfen wollen (Großindustrie, Universitätsangehörige, deren Hobbies bereits zu 77 % finanziert werden). Bei den Unternehmen sind es diejenigen, deren Unvermögen in der Vergangenheit der Steuerzahler ausgleichen durfte.
Die kleinen Unternehmen können jetzt schauen, wo sie bleiben. Welche Projekte werden jetzt wohl finanziert? Die Freunderlwirtschaft wird somit fröhliche Urständ feiern. Dagegen war ja der Stalin mit seinen 5-Jahresplänen der Erfinder der Selbständigkeit. Daß da noch einige Ministerialbeamte, natürlich nur bis zu ihrer Frühpensionierung wegen "Burn-Out" ihre trübe Suppe kochen, sollte man auch nicht vergessen.
Dem Bundeskanzler und seiner Ministerin ins Stammbuch: Wer glaubt, letztlich gegen die "kleinen Wähler" schwimmen zu können, wird vielleicht schneller untergehen als ihm lieb ist.
 
 
  diderot | 30.01, 20:03
Bread winners versus Cost drivers
Die Gründung des DFTI kann bewirken,
dass zwischen Domänen, die bloß Kosten verursachen und solchen, die Arbeitsplätze sichern, differenziert wird.

Warum haben wir 4 Universitäten, die Germanistik anbieten, 3, die Archäologie anbieten und keine Fachhochschule in O.Ö. flächengrößtem Bezirk mit einem Arbeitslosenwachstum von über 20 Prozent ?
Warum haben die AHS Lehrer weniger Wochenstunden (zu 45-50 min) als überall sonst in der Welt und derart hohe Gehälter.
Warum sind die Evaluationsresultate ( PISA Studie) trotz Spitzenausgaben und geringeren Schülerzahlen pro beschäftigter Person im Lehrbetrieb (und - verwaltung) so tief unter den
finnischen Vergleichszahlen?
Warum werden die Erläße der Landesschulräte 9-mal fast inhaltsgleich
erlassen, sprechen sich aber nicht bis zu den betroffenen Lehrpersonen durch. Beweis: google.at Stichwort: Legasthenie
 
 
  technologieexperte | 31.01, 08:26
Warum?
Und warum posten hier Leute, die nicht einmal den Unterschied zwischen Forschung und Lehre verstehen?
  sensortimecom | 30.01, 18:36
Chefsache
Absolut Spitze, dass der Chef nun persönlich das Heft in die Hand nimmt. Er wird IMO mit gutem Beispiel vorangehen und PATENTIERFÄHIGE Neuheiten in allen relevanten Wissenschaftszweigen ausknobeln. Und selbstverständlich auch selber zum Patent anmelden..;-)

Und Österreich wird wieder zum FÜHRENDEN Industrieland, zum Land der Erfinder, der Entdecker, der Genies.

Es lebe der Chef!
Hail to the Chief!
 
 
  mantak | 30.01, 19:24
Haftet der Chef dann auch?
Offensichtlich geht zurzeit ja vieles daneben. Schon die Regierungsbildung gestaltet sich ja unendlich schwierig!
  19noah80 | 30.01, 18:17
UNKLARHEIT????
komisch...., die wichtigsten fragen werden von der reformpartei(?!->alles bleibt besser, hahaha) nie beantwortet, die essentiellen informationen sind dem wähler nie zugänglich. chefsache? die frau volksschullehrer gibt endlich zu keine ahnung zu haben. natürlich werden alle kompetenzen dem herrn schüssel zugestanden. der ist ja so erfolgreich, der muß ja was können. ja! der rückgratloseste politiker in der geschichte der övp zu sein ist schon eine große leistung. man sollte wahlpolitisches geschick nicht mit kompetenz in gesellschaftlichen grundfragen verwechseln. denn das eine ist das gegenteil des anderen...
 
 
  hannohackmann | 30.01, 17:50
Industrieland Österreich
Brav hat sie sich vorführen lassen, die Frau Ministerin, von den beiden Industrieheinis Hochreiter und Raidl, die schon seit langem darüber nachsinnen, wie sie möglichst viel Geld aus dem Forschungstopf in die Industrie schieben und gleichzeitig den Universitäten den Kragen umdrehen können.

Grundlagenforschung? Archäologie? Musikwissenschaften? Wos brauch ma des? Umnebelt wird das Manöver durch die Konstruktion einer Dachgesellschaft, im wesentlichen ein Trick, um die Sicht darauf zu verstellen, dass der Grundlagenforschung und vor allem dem FWF das Geld weggenommen werden soll. Da werden sich aber die Fachhochschulen und die investitionnsmüde Industrie freuen! Zuerst runieren wir die Univesitäten über das UG 2002, dann nehmen wir ihnen noch alles Geld für die Forschung weg, es sei denn, sie dienen der Industrie. Gehrer versteht das in ihrer Volksschullehrerhaftigkeit natürlich alles nicht so recht, die beiden Industrieheinis haben ihr sicher ausführlich geschmeichelt, und jetzt glaubt sie vermutlich besonders clever zu sein: wer zahlt schafft auch an!

Lachhaft! Hätte sie eine Ahnung, wie Forschungsförderung in Grossbritannien oder in den USA oder sonst wo in der zivilisierten Welt läuft, würde sie auf so was nicht reinfallen. Hat sie aber nicht. Tiefste Provinz greift um sich. Die Lodenmäntler und Volksliedersänger schmecken die totale Macht.
 
 
  fonymc | 30.01, 18:13
Irgendein Kremium ohne Raidl?
Gibt es eigentlich irgend ein Kremium in Bereich Wissenschaft und Forschung in dem nicht der Paradeindustrielle und vehemente Verfechter der top down, also wer zahlt schafft an, Methode, Claus Raidl sitzt?
  nikilaus | 30.01, 17:11
Chefsache
Womit Frau Gehrer bekannt gibt, daß sie keine Kompetenz für Dinge besitzt, die in ihre Ressortkompetenz fallen...

Gratulation, Frau Minister. Aber die Phrasen, die in Interviews gedroschen werden, sind wenigstens brav auswendig gelernt worden.

Setzen.
 
 
  stardrummer | 30.01, 16:21
Unabhängigkeit???
Wird zur Chefsache, damit die Unabhängigkeit bewahrt bleiben soll???

Nicht böse sein, aber das ist Schwachsinn!!!
 
 
  hirschbold | 30.01, 15:26
Chefsache
Die Kunstangelegenheiten wurden auch einmal Chefsache. Was daraus geworden ist, wissen wir nach Wittman und Schönredner Morak.
 
 
 
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