Sensor Timing - Projekt 1986 / Teil 1
  <<  s. 1985                                                     >>     s. 1986 - 2

 

SENSOR TIMING - Projekt 1986 / Teil 1

Gründung der Fa. SENSOR TIMING Patentverwertungsges.m.b.H.
Büro, Labor und Fertigungseinrichtung in Linz wird eröffnet
...währenddessen geht die staatlich verordnete Verarsche weiter.

 

-   Österreichs Bundeskanzler Sinowatz in einer Radioansprache Ende 1985: Aufruf zu
     "mehr Selbstbewusstsein" und "weniger Selbstgefälligkeit" Im TV werden sensor-
     technische Geräte gezeigt, die Ansprache wird wiederholt.

-    Der Bundeskanzler zum Jahreswechsel 85/86, nachdem der so genannte "Voest-Skandal"
     ausgebrochen war: Der sei ausgelöst worden durch "Neid des Auslands auf Österreich"
     wegen der "großartigen Erfindungen" (man wüsste gerne welche...).
     Später noch mal Sinowatz: "Österreichische Interessen hätten Vorrang vor persönlichen
     Bestrebungen" - mit dem "medialen Unfug" müsse Schluss gemacht werden...

-    Der Präsident des Deutschen Patentamtes, E. Häußer, spricht von "Hofnarren", die sich
     im Patentwesen tummeln. Offensichtlich meint er damit Patentanmelder, deren
     Äußerungen z.B.  zu Prüfungsbescheiden etc. (schriftlich, aber auch verbaler Art) an
     "interessierte Personen" weiter geleitet werden...

-    Ähnliches geht in den Medien wochenlang dahin. Ich könnte noch viele Beispiele hier
     anführen. Neugierige: Bitte sich an den ORF wenden. Die haben das gesamte Material....
     So viele Zufälle gibt es einfach nicht...

-    Ende Jänner erhielt ich Post von einem Patentsuchdienst. Zum Vorschein kam eine neue
     Patentanmeldung für elektron. Wegstreckenmessung auf einem Ski, das als "Kampfpatent"
     gegen meine Patente US4245334 und AT366834 eingebracht worden war; und zwar von
     DEMSELBEN Linzer Patentanwalt (Ing. Hübscher), der bis dahin meine eigene Erfindung
     bearbeitet hatte! Es stellte sich heraus, dass um die Einleitung des Prüfungsverfahren für
     diese Patentanmeldung genau 3 Tage (!) NACH jenem Datum ersucht worden war, an
     dem die Prüfung meiner deutschen Patentanmeldung vermeintlich negativ ausgegangen
     war - verursacht durch Schlamperei genau dieses Anwalts (siehe vorherige Seite)!! So
     ein Zufall aber auch....

-    Da bekanntlich: s (Weg) = v (Geschw.) mal t (Zeit) , so ist klar ersichtlich, dass ein
     solches Ansinnen OHNE Messung einer von A bis B zurückgelegten Zeit am Objekt selbst
     NICHT durchführbar ist. Benötigt werden zu einer solchen völlig berührungslosen
     Wegmessung mind. zwei Sensoren für die Messung der Momentangeschwindigkeit, sowie
     einer für die Messung der Verstreichzeit; und da beide Verfahren bereits bekannt, hätte
     eine solche Anmeldung NIE zu einer Patenterteilung führen können...

-    Als ich Tage danach zufällig auf Hr. Anton B. traf (den Patentsachbearbeiter meines
     damaligen Arbeitgebers, der mir bei der Abfassung meiner Patente geholfen hatte), und
     ihn auf das besagte Patent zur Wegstreckenmessung ansprach, sagte dieser zu meiner
     Verblüffung: "Ja, und? Verkaufen Sie doch dem Ihr Patent. Der braucht es sicher. Übrigens
     arbeite ich für die Innovationsagentur. Die kennen Sie ja". Auf meine Frage, ob er Informa-
     tionen über unser Gespräch weiter gäbe, sagte er: "Klar doch! Das ist doch meine Aufgabe.
     Ein völlig legaler Vorgang!"... Ich war sprachlos...

-    Ein Monat später erhielt ich vom US-Patentservice M. Myers überraschende Post. Sie
     enthielt folgende Nachricht über die Anwendungsbreite meines US-Patents 4,245.334, die
     ich hier kommentarlos allen Zweiflern an meinen Ausführungen präsentiere:


               

Daraufhin entschloss ich mich, SOFORT meinen Anwalt (einen Bekannten aus Wien) mit der
Gründung einer GmbH. zu beauftragen, bei meinem Arbeitgeber (der o. ö. Maschinenbau-
Firma Pl. & Th.) zu kündigen, und entsprechende Räumlichkeiten in Linz zu mieten. Denn
es konnte nach meinem Ermessen auch beim besten Willen nichts mehr schief gehen... Geplant war ein kleiner Familienbetrieb mit 2 oder 3 Leuten, bei dem auch mein Sohn (ein
talentierter Grafiker, der die Ausbildung zum Industrie-Designer anstrebte) angestellt werden
sollte...

               

Zwischen März und Juni 1986 fand die Errichtung des Firmenlokales in einem früheren Dach-
Atelier eines Linzer Architekten statt. Auf 120m² Fläche entstand ein gut eingerichtetes Büro
samt Labor und Elektronik-Fertigungswerkstätte, dem es an Nichts mangelte. Alles aus eigenen
Ersparnissen finanziert. Ein späterer Leiter des Forschungsförderungfonds (FFF), der die
Einrichtungen ein Jahr darauf (1987) mal besuchte, gratulierte zu den Räumlichkeiten - bevor
er mit dem Argument: "hätten Sie doch Ihr Patent der und der Firma verkauft und wären Sie
doch bei Ihrem früheren Arbeitgeber geblieben... Sie wären ein gemachter Mann... - alle meine
vorgelegten Projekte abschmettern ließ - aber dazu später...

               

Die Unterzeichnung des Gesellschaftsvertrages fand am 28. April 1986 (übrigens 2 Tage nach
Tschernobyl, und 3 Tage nach meinem letzten Arbeitstag bei Pl. & Th.) in Wien beim Notar statt.
Bereits Wochen vorher war es mehrmals zu Einbrüchen in mein Auto gekommen; am Tag der
Fahrt nach Wien wurde auf mein Auto geschossen(!), und am Parkplatz in Wien wurde fast alles
Foto-Material, das für meinen Anwalt gedacht war, aus dem Fahrzeug gestohlen...!

Der Abschied von meinem früheren Arbeitgeber verlief frostig. Schon monatelang vorher
war es für mich unmöglich gewesen, zwecks Aussprache zum Firmenchef vorzudringen. Am
Schluss ließ sich sogar seine Sekretärin verleugnen. Dafür durfte der Betriebrat am letzten
Tag ran. Und zwar gleich eine ganze Stunde. Und um mir anschließend wissen zu lassen,
der "Chef hätte gesagt, es wäre nicht unbedingt notwendig für mich gewesen, zu kündigen"..
Es wurde mir mit den Papieren ein Zettel mit einer unscheinbaren Verzichtserklärung
zugeschoben. Ich weigerte mich zu unterschreiben. Daraufhin wurde mir sogar das Arbeits-
zeugnis verweigert. (Es dauerte ein volles Jahr bis ich eines bekam; und das war miserabel..).

Von Beginn an arbeitete ich unter höchstem Arbeitseinsatz am Start-Up. Es gelang mir,
noch etwa 25 Stück jener Cronus M1-Stoppuhren aus Konkursmasse aufzutreiben, mit der ich
1984 so großen Erfolg hatte. Somit konnte ich rasch eine Anzahl SRCT- Systeme produzieren,
um sie ausländischen Distributoren von Zeitnahmesystemen vorzustellen und als Muster-
Exemplare zu überlassen, bis weitere Alternativen, u. a. das neue "Splitmaster"-System
(s. vorherige Seite!) marktreif war.
Mit Unterstützung durch ALGE konnten drei Vertreter für SENSOR TIMING in Mitteleuropa
gefunden werden, und zwar: ZINGERLE SPORTS TIMING für Italien, Peter BAER für die
Schweiz und die Fa. FAIRPLAY (Echner) für Deutschland. Im Juni 1986 kam es in Bozen
zur Übergabe von ca. 20 Mustergeräten. Die Leute waren in höchstem Maße interessiert, wie
folgendes Schreiben zeigt:

                 

 

Erneut kontaktierte ich die US-Botschaft in Wien. Mr. Weinschenk rief mich an und wollte
Details über meine Erfindung. Er sagte Unterstützung zu. Eine Woche später erschien Im US-
Magazin "Business America" ein Artikel über SENSOR TIMING und den Start-Up. Daraufhin
erhielt ich eine Reihe von Zuschriften. Leider stellten sich die Interessenten (Namen wie
Clark Enterprises, Access Management Corp, Charles Steindecker, B. Nashban etc.) bald als
Nieten heraus, die nur Geld dafür wollten, dass sie US-Firmen kontaktierten und Lizenzen
anboten. Zum (fürstlichen) Stundenlohn.
Dazu eine Glosse, die "natürlich gar nix" damit zu tun hat: Einen Tag NACH dem Anruf der
US-Botschaft fand eine schon längere Zeit geplante Konferenz europäischer Außenminister
über "Technologie- und Währungsfragen" statt, und der ORF berichtete, dass man "vertrauliche
Mitteilungen" erhalten habe, und dass insbes. Frankreich fürchtete, ins "technologische Abseits"
gedrängt zu werden... Interessanterweise war ab jenem Zeitpunkt nie mehr wieder was von
"Eureka" und ähnlichen Forschungsprogrammen im ORF zu hören. Zeitungen schrieben davon,
dass es "patentrechtlich nicht abgesicherte und vage technologische Bereiche" gäbe...

Zum ersten schweren Schock für mich kam es zwei Monate nach Firmeneröffnung, als ich
durch den Suchdienst M. Myers Post erhielt, und sah, dass die USA ein Patent erteilt hatten, das
ohne Einbeziehung von US4245334 gar nicht geht: s. http://www.sensortime.com/Armstrong.pdf
(unter "Wie kam der Chip auf den Laufschuh" wird dort ausführlich darüber berichtet).
Der Mann hatte einfach die Zeichnungen aus meinem Patent übernommen, in die neue
Anmeldung rein kopiert und erhielt ein Patent drauf!
Ich kontaktierte sofort meinen Wiener Anwalt, der sich mit PA Dipl. Ing. Köhler-Pavlik
in Verbindung setzte. Der schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als er das sah; meinte
aber: Eine Nichtigkeitsklage beim USPTO sei aussichtslos. Zu teuer...

Sämtliche Versuche, mit Mr. Armstrong erneut Kontakt aufzunehmen, blieben erfolglos.
Ich setzte nun alle Hoffnungen auf die Weiterentwicklung meines "Splitmaster"-Gerätes, auf
neue Patentanmeldungen, sowie auf Lizenzanbote für neue Konzepte in verschiedenen techn.
Bereichen (digitale Messtechnik, Telematik, Fahrzeugtechnik usw.). Am Design für Anwendung meiner Zeitmess-Technologie arbeitete ab Anfang Juli 1986 auch mein Sohn mit, der die HTL für Grafik abgeschlossen hatte.

Das neue "Splitmaster"-Gerät (s. auch http://www.sensortime.com/SRCT1985.htm) sollte auch
auch als HÜFTGÜRTEL-GERÄT (s. Bild) getragen werden können; es war gedacht, Sensoren in
den Gürtel zu implementieren, und darüber hinaus sollte es in weiterer Zukunft auch beliebige
medizinische und sportspezifische Daten (Puls, Blutdruck etc) sowie Positionsdaten und
andere physikalische Daten korrelativ zu den Zeitdaten ermitteln und speichern. Dazu
arbeitete ich eine neue Patentanmeldung aus, s. http://www.sensortime.com/AT397869B.pdf und wollte mit diversen Herstellern, wie Polar Electro Oy. Kontakt aufnehmen. Ich schrieb diese
bekannte finnische Firma auch an, jedoch blieb die Antwort aus...

Hier ein Splitmaster12 als Hüftgerät. Dafür wurde von mir 1986 eine winzige flexible Platine in SMD-Chip-Technik konzipiert.

                          

Es war daher ein weiterer schwerer Schlag für mich, als sich nach positiven Tests und
einer Reihe verkaufter Geräte heraus stellte, dass sich das aus den USA stammende Basis-
Stoppuhrenmodul nach wenigen Wochen Betrieb nicht mehr ein- und ausschalten ließ. Ein
grundlegender Produktionsfehler, der die Fa. CRONUS abermals in den Konkurs zwang. Und
diesmal endgültig. Damit war auch die Zusammenarbeit mit Zingerle, Baer und Fairplay
Geschichte. Ich konnte jetzt nur mehr versuchen, einen neuen Stoppuhren-Hersteller zu
finden, der ein praktikables Modell anbieten konnte. Oder das entsprechende digitale
Stoppuhrenmodul selber herstellen. Das hätte aber viel Geld gekostet, das ich nicht hatte...

Somit begann ich jetzt, meine Bemühungen um Lizenzanbote für industrielle Anwendungen
zu intensivieren. Hier einige Beispiele. Alle diese Geräte basierten auf Chip-Recorder-
Technologie wie sie uns heute vom USB-Datenstick bekannt ist, und waren damals (1986) was
VÖLLIG NEUES...

Digitales Schallpegelmeßgerät mit Aufzeichnung des zeitlichen Verlaufes samt Uhrzeit.
Kann am Display gescrollt werden. Entwurf und Rechte wurden ergebnislos der Fa. Brüel & Kjaer angeboten. (Die interessierten sich nur für ein ev. fertig entwickeltes Gerät um es zu kaufen...)


            


Digitaler Drehzahlmesser zum Einbau nach DIN 43700 mit Aufzeichnung des Messverlaufes.
Ideal zur lfd. Maschinen-Überwachung und -Analyse. Angeboten u. a. an ELIN  A.G.  Die zeigten
sich zwar sehr interessiert, lehnten aber ab, auch nur einen Cent (damals waren es noch
Österr. Schillinge, also echtes Geld) für den Entwurf oder für die Rechte dran zu zahlen...



Da niemand zahlen wollte, wurde es langsam eng. Schließlich kostete die Einstellung eines
Grafikers (meines Sohnes!) auch Geld. Ich dachte daran, eine monatliche Zeitschrift heraus zu
geben, die an ausgewählte Industriebetriebe versandt werden sollte und Entwürfe inkl. Rechte
anbieten sollte. Mittels Abonnements oder Subskription hätten die Kosten hereingespielt werden
sollen. Nach einiger Zeit verwarf ich diese Idee wieder. 

    <<< 
  zurück                                 >>> 1986 / Teil 2

          e-mail: info@sensortime.com

                you are the visitor Nr :